Radfahrer schwärzt Landwirt an: Erntearbeit von Polizei gestört


In Schwaben alarmierte ein Radfahrer die Polizei wegen eines blockierten Feldweges. Der Landwirt musste daraufhin die Ernte unterbrechen. Riskierte der Polizeieinsatz zudem einen Feldbrand? Polizei und Landwirt sind sich uneinig.
An einem Samstagnachmittag Mitte Juli kam es bei Tapfheim-Erlingshofen (Lks. Donau-Ries) in Schwaben zu einer Auseinandersetzung zwischen Landwirt, Radfahrern und der Polizei. Wie der Landwirt und Leiter eines Getreidevermarktungsbetriebs, Michael Sailer, gegenüber dem Wochenblatt berichtet, seien seine Mitarbeiter gerade beim Ernten des Dinkelfeldes gewesen, als der Mähdrescherfahrer ein Polizeiauto über das Feld fahrend auf sich zukommen sah. Hintergrund dieser Polizeiaktion war ein Notruf eines Radfahrers. Dieser fühlte sich von dem am Feldrand parkendem Lkw gestört. Der Lkw war als Erntefahrzeug eingesetzt und auf dem kombinierten Feld- und Radweg abgestellt.
Polizeieinsatz nach Notruf wegen Erntefahrzeug am Feldrand
Landwirt Michael Sailer wirft der Polizei Fahrlässigkeit vor: „Das Fahren mit einem Pkw über ein Stoppelfeld ist brandgefährlich“, sagt er. Er berichtet davon, dass in der Region nahezu täglich, bei den derzeit hohen Temperaturen, Feldbrände entstünden und wundert sich über das Handeln der Polizei. Auch am Samstag habe es 36 Grad gehabt. Wie Sailer sagt, könnten der heiße Auspuff oder der Katalysator eine Selbstentzündung des Stoppelfeldes auslösen.
Die Polizei ist anderer Meinung. Auf Wochenblatt-Nachfrage bei der zuständigen Polizeiinspektion Donauwörth, schildert der Dienststellenleiter Benjamin Dannemann das Vorgehen seiner Kollegen folgendermaßen: „Meine Kollegen sind auf dem Feld zügig zum Mähdrescher gefahren und zügig wieder weg – ohne so lange gestanden zu sein, dass es für eine Entzündung gereicht hätte.“ Die Brandgefahr bei einem stehenden Fahrzeug mit heißem Katalysator auf einem Feld sei der Polizei bekannt. Dannemann zufolge würden auch der Mähdrescher und andere landwirtschaftliche Geräte ohne Gefahr ein Stoppelfeld fahren. „Nur durch das Drüberfahren sehen wir keine erhöhte Gefahr“, so Dannemann. Zudem sei das Dienstfahrzeug ein SUV gewesen, der höher gelegen ist.
Polizei fährt auf der Suche nach Erntehelfer über Stoppelfeld
Die Beamten seien nur über das Feld gefahren, weil kein Fahrer am Lkw anzutreffen war. Laut Landwirt Michael Sailer waren zwei Lastwagen im Ernteeinsatz: Mit einem fuhr der Fahrer gerade zum Abladen, während der andere vom Mähdrescher vollgetankt wurde. Auf die Frage, warum die Beamten nicht zu Fuß gegangen seien, antwortet der Polizist: „Das Feld war relativ groß und wir hatten eine Unmenge an Polizeieinsätzen, da musste es zügig gehen.“
Polizei spricht mündliche Verwarnung für den LKW-Fahrer aus
Der Vorfall zieht aber keine strafrechtlichen Konsequenzen nach sich. Dannemann erklärt: „Wir haben davon Gebrauch gemacht, den Lkw-Fahrer mündlich zu verwarnen, haben aber von einer kostenpflichtigen Verwarnung abgesehen, weil wir Verständnis für die Arbeit der Landwirte haben.“ In der Regel werde bei Falschparkern mit Verkehrsbehinderung ein Verwarngeld verhängt. Aufgrund der Umstände hätte die Polizei in diesem Fall aber davon abgesehen und nur zum Umparken gebeten.
Dannemann kann beide Seiten verstehen. Einerseits müssen die Landwirte auf ihren Feldern arbeiten, andererseits müssen auch Radfahrer ohne Gefahr den Weg passieren können. Laut Polizei hat sich der Radfahrer sogar über die Notrufnummer „110“ gemeldet und nicht über die Dienststelle. Der Tatbestand war Verkehrsbehinderung mit Parkverstoß. Wegen des eingegangenen Notrufes musste die Polizei die Situation vor Ort prüfen.
Landwirt gegen Polizei: Es steht Aussage gegen Aussage
Landwirt Michael Sailer hat trotz der Einschätzung der Polizisten kein Verständnis für die Aktion. Denn auch wenn das Feld sehr groß ist: Der Weg und die Lkw seien auch vom anderen Ende des Feldes gut zu sehen. Laut Sailer hätte sich die Polizei somit auch anderweitig bemerkbar machen können. Zudem habe er seinem Fahrer ausdrücklich gebeten, so zu parken, dass mindestens ein Meter Teerfläche für die Radfahrer frei bleibt. Dem Betriebsleiter ist bewusst, wie beliebt der Rad- und Fußgängerweg an einem schönen Samstagnachmittag ist.
Sailer selbst war nicht vor Ort, wurde aber zum Gespräch zwischen Polizei und Fahrer per Telefon dazu geholt. Laut seinem Mitarbeiter sind währenddessen ständig Radfahrer am Lkw vorbeigefahren. „Es war zwar ein bisschen eng, aber es ging“, so Sailer.